Sonntag, 4. Juni 2023

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CARLA RUSPA
Irgendwie hatte ich das Gefühl von einem eher geschlossenen Raum.
Also nicht offen. Nicht öffentlich. Keine Transparenz. Raum im Raum.
Hühnerzimmer nicht Hühnerstall. Die Klappe also die Eingangs- und
Ausgangstür für die Hühner war anfangs geschlossen. Also erstmal
Aufmachen. Innen und Aussen neutralisieren. Möbius. Let the door open.
Das war das Erste was ich im Huehnerstallen änderte. Renderte.
Ich wuchs auf einem Bauernhof auf und Hühner waren bei mir immer
präsent. Einen Fernseher hatten wir, aber der war bis auf wichtige
Fussballspiele eigentlich nie an. Wir waren immer in Arbeit schon als
Kind. Spiel und Arbeit waren fliessend. Bis heute ist das so.
Den Jeansstoff hab ich noch aus meiner Teenagerzeit. Alles gesammelt.
In einem Koffer verstaut. Jugend geht immer auf die Reise. Vor allem im Kopf.
Dann die echten Ausflüge. Das Fremde im anderen Körper suchen.
VERWANDTSCHAFTSMOLEKÜLE.
Eine andere Landschaft ist immer gleichzusetzen mit fremder Sprache
und anderen Gerüchen. Sich selbst im Anderen entdecken ist ja nichts
neues. Das wiederholt sich von Generation zu Generation seit es
Menschen gibt. Im Tierreich und in der Botanik ist das genauso. Nur
so entstehen andere Arten. Permanent. Permakultur. Spermakultur.
Auf unserem Hof hatten wir auch Honigbienen. Daher die Wabenstruktur.
Die alten Jeanshosen hab ich zu Sechsecken geschnitten und dann von
einer Nachbarin wieder zusammennähen lassen. Den Stoff hab ich dann
auf eine Satellitenschüssel geklebt. Stoffschüssel an Pelztasse. Eine Ikone
des Surrealismus. Meret Oppenheim und Picasso in einem Pariser Café.
Meret Oppenheim hat mich immer interessiert. Und ihre Pelztasse
und den historischen Entstehungsprozess empfand ich als Ausdruck
gespielter Ernsthaftigkeit. Impuls Implus. Daran wollt ich mit der
Satellitenschüssel erinnern. Im Huehnerstallen bekommt sie dann
nochmal eine Doppelung. Zum Einen kann sie durch den überzogenen
Stoff nicht mehr empfangen und zum Anderen lässt der geschlossene
Raum keinen Empfang mehr zu. Nie und Nimmer.
MAI E POI MAI
Der Titel auf der Scheibe. Film. Kino. Szene. Klappe. Hühnerklappe.
Klappe halten. Nie und Nimmer. Der Garten ein Film von Martin Sulik.
Aus den 90ern. Noch eine Quelle der Inspiration und feinen Gesten.
Ein Juwel des Soseins und der kosmischen Transparenz. Ich hab dann
die Idee von Garten und Kino auf das Stallfenster übertragen. Das Stallfenster
wird zum Echtzeitkino. Man schaut und lauscht. Andacht. Andachtsraum.
Nie und nimmer. Doch. mai e poi mai. Blatt Baum Spinne Wind Insekt Vogel.
Tageszeiten. Innen Aussen. Lichteinfall. Lichtidee. Kino. Anfang Ende.
LEBENSZYKLEN
Das Huhn kommt aus dem Garten in den Stall und legt ein Ei. Und noch
eins. Und noch eins. Dann wird gebrütet. Die Henne brütet die Eier aus.
Das Leben beginnt. Im Stall. Im Nest. Stallbeleuchtung. Wieder Licht.
Künstliches Licht. Künstliche Sonne. Glühbirnenkunst.
Dann gibt es noch die beiden Stöcke. Einer hält den Anderen. Oben
wie Unten. Partnerschaften. Ziehen und schieben. Nehmen und Geben.
Aktiv Passiv. Schaut man durch die Luke wandert der Blick in den offenen
Dachstuhl. Im Dachstuhl wartet ein weiterer Stock. Drei Stöcke. Die Stöcke
symbolisieren Leben und Tod. Zwei Eierstöcke. Das Leben beginnt. Der
Dritte Eierstock steht für das Alter. Der Dachstuhl. Das Gedächtnis des
Hauses. Der Stock der Erinnerung. Irgendwie so. Für immer Warum ?!

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